Professor an der Hochschule Coburg, Fachanwalt für Verkehrs- und Versicherungsrecht
Bislang sind Telematiktarife im Wesentlichen nur bei Privatkunden im Einsatz. Ich denke aber, dass eine Auswirkung des Fahrverhaltens auf den Beitrag auch bei Flottenversicherungen in Zukunft eine Rolle spielen kann. Wobei wir hier beim aus meiner Sicht wesentlichsten Thema sind: den Fahrzeugdaten. Hier ist ein „Kampf“ zwischen den Autoherstellern und den Versicherern entbrannt, wem diese gehören und wie man sie nutzen darf. Wenn das einmal geklärt ist (im Gespräch ist eine Treuhänderlösung) dann ergeben sich völlig neue Perspektiven, auch für die Flottenversicherung. Denn durch einen Zugriff auf Fahrzeugdaten können die Dienstleister der Zukunft völlig neue Services anbieten, die bislang den Herstellern vorbehalten sind. Gerade im Flottenversicherungsbereich wird dies viele neue Möglichkeiten für ein 30-Grad-Geschäft, bzw. ein „Ökosystem Mobilität“ schaffen.
n der Tat: neben einem veränderten Nutzungsverhalten wird sich auch die Technik in den Fahrzeugen der Zukunft massiv verändern. Für die Kfz-Versicherer wird dies zum einen auf der Schadenseite zu Veränderungen führen: viele der heute häufig vorkommenden Schäden wird es kaum noch geben (z.B. der klassische Auffahrunfall), dafür werden neue Anforderungen hinzukommen. So wird man in Zukunft durch die Technik in den Fahrzeugen den Schadenhergang viel besser aufklären können, da Fahrzustände wie Geschwindigkeit, Lenkwinkel etc. gespeichert sind. Zudem wird die Technik neue Schäden hervorbringen, z.B. durch den Ausfall von Systemen, Falschprogrammierungen oder auch Hackerangriffen auf Fahrzeuge.
Vermutlich wird der Kfz-Versicherer der Zukunft viel enger mit Fahrzeugherstellern, Zulieferern und Produkthaftpflichtversicherern zusammenarbeiten, wobei die Anzahl der Schäden abnehmen wird.
Ich glaube, dass der Versicherungskunde der Zukunft sich noch weniger mit dem Kfz-Versicherungsprodukt beschäftigen möchte. Er wird Interesse an einer einfachen, schnell verfügbaren und ökologischen Mobilität zum günstigsten Preis haben, wobei im Idealfall die Versicherung im Angebot enthalten ist. Daher gehe ich davon aus, dass es immer mehr in Richtung Gesamtangebot gehen wird, also Fahrzeug incl. Versicherung, Wartung, Rücknahme etc., sowohl im Privatkundenbereich, wie auch bei Flotten.
Die Versicherungsprämien im Kfz-Bereich steigen in der Regel, weil bisherige Prämien für den Versicherer nicht mehr auskömmlich sind. Das kann an der Schadenhäufigkeit liegen, aber auch an der Schadenhöhe. Betrachtet man nur diesen Bereich, so würden alle Maßnahmen zur Kostenoptimierung beitragen, welche auch die Kosten für den Versicherer senken, also z.B. Maßnahmen zur Schadenverhütung aber auch, im Falle eines Schadens, ein aktives Schadenmanagement. Durch ein auf den Fuhrpark angepasstes Deckungskonzept, in welchem wiederkehrende Schäden in die Eigendeckung genommen werden, können die dafür anfallenden Versicherungsprämien und -steuern signifikant gesenkt werden. Weiterhin könnten aber Kostensteigerungen bei Versicherungsprämien auch über Kostensenkungen in anderen Bereichen kompensiert werden. Dabei denke ich an die Senkung von Personalkosten durch eine kostengünstigere Verlagerung an Drittdienstleister aber auch durch günstigeren Einkauf (z.B. bei der Fahrzeugbeschaffung aber auch bei der Wartung).